„… und dieser Kampf ist noch nicht zu Ende“ – Zum 78. Jahrestag der Selbstbefreiung des KZ Buchenwald

„Heute sind wir frei“ heißt es in dem Totengedenken, das die ehemaligen Häftlinge des KZ Buchenwald am 19.04.1945 zum Andenken an ihre mehr als 50.000 ermordeten Kameraden auf dem Appellplatz des KZ organisierten. Ihre Freiheit und ihr Leben verdankten sie der Solidarität unter den Häftlingen, die im wesentlichen vom Internationalen Lagerkomitee unter Führung der politischen Häftlinge und im Besonderen der Kommunisten organisiert wurde.

Sie riefen: „Wenn uns eins am Leben hielt, dann war es der Gedanke: Es kommt der Tag der Rache!“. Am 11. April 1945 war dieser Tag gekommen. Die Häftlinge, die diesen Tag über Jahre hinweg unter strengster Konspiration und unter Einsatz ihres Lebens vorbereitet hatten, befreiten das Lager mit Waffengewalt, setzten die verbliebenen Truppen der SS fest und übernahmen die Verwaltung des Lagers, bis sie es den vorrückenden Truppen der US-Armee übergaben.

Doch den Häftlingen war auch klar: „Dieser Kampf ist noch nicht zu Ende. Noch wehen Hitlerfahnen! Noch leben die Mörder unserer Kameraden! Noch laufen unsere sadistischen Peiniger frei herum!“. Sie schworen sich: „Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht! Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“ Dieser Schwur ging als Schwur von Buchenwald in die Geschichte ein. Er ist Ausdruck des politischen Kampfes, den sie führten und er mündete in die Erkenntnis, diesen Kampf gegen den Faschismus mit dem Kampf um den Sozialismus zu verbinden.

Stehlen erzählen die Geschichte des Aufstands

Diesem Kampf widmete die DDR mit der 1958 eingeweihten Nationalen Mahn- und Gedenkstätte ein Mahnmal, das unter dem Leitmotiv „Durch Kämpfen und Sterben zum Sieg“ die Schrecken des Konzentrationslagers einfängt, ihnen aber auch die Solidarität der Häftlinge und den von den Kommunisten angeführten Widerstand gegenüberstellt. In einem Rundgang über die Nationale Mahn- und Gedenkstätte haben wir uns am vergangenen Wochenende mit ca. 50 Genossen die Geschichte dieses Kampfes erschlossen. Gemeinsam haben wir die sieben Stelen, die an die sieben Jahre Existenz des KZ Buchenwald erinnern, sowie die Ringgräber mit den Überresten der Menschen , die die Schrecken des KZ überlebten aber an den Folgen der unmenschlichen Behandlung starben, besichtigt. Außerdem besuchten wir die Straße der Nationen, die Plastik am Ende der Straße der Freiheit und den Glockenturm. Im Anschluss haben wir die politische Bedeutung des Schwurs von Buchenwald für die Friedensbewegung heute diskutiert.

Am Sonntag organisierten wir gemeinsam mit DKP, KPD und Freidenkern am Buchenwaldplatz in Weimar ein Gedenken an den Führer der KPD und der deutschen Arbeiterklasse, Ernst Thälmann, der in Buchenwald im August 1944 von den Faschisten ermordet wurde. Wir gedachten im Rahmen der Thälmann-Ehrung im Innenhof des KZ Buchenwald auch der Totenfeier, die die Kommunisten damals aus diesem Anlass abhielten. Auch an diese erinnert eine der Stelen auf der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte. Denn in Folge von Thälmanns Ermordung intensivierte das Internationale Lagerkomitee seine Aktivität und bereitete den Aufstand, der zur Selbstbefreiung des KZ führen sollte, zielgerichtet vor.

Die Fahne des Sieges der Roten Armee und die Fahne des antifaschistischen Deutschlands, der DDR
Thälmann-Gedenken in Weimar

Im Anschluss erschlossen wir uns weitere Teile der Geschichte des Lagers auf einem Rundgang über das KZ. Dabei legten wir Blumen am Pferdestall nieder, in dem die Faschisten mehr als 8.000 Offiziere der Roten Armee erschossen. Sie taten dies, da ihnen bewusst war, dass die politisch geschulten Offiziere Sowjetrusslands ihre unversöhnlichsten Feinde waren. Aus diesem Grund fürchteten sie sie.

An der Kinderbaracke verlas ein Genosse das Gedicht „Kinderschuhe von Lublin“ von Johannes R. Becher, das ein eindrückliches Zeugnis der Schrecken der Konzentrationslager darstellt. Zudem erzählte ein polnischer Genosse, dessen Großvater und Urgroßvater als politische Gefangene in Buchenwald inhaftiert waren, die Geschichte der beiden. Er berichtete auch über die Flucht seines Großvaters auf einem der berüchtigten Todesmärsche, auf die die Faschisten die Häftlinge kurz vor Ende des Krieges schickten. Der Aufstand des Internationalen Lagerkomitees setzte dieser mörderischen Praxis am 11.04.1945 ein Ende und rettete so mehr als 20.000 Menschen das Leben.

Im Rahmen der offiziellen Gedenkfeier war jedoch erneut kein Wort von der Selbstbefreiung des KZ zu vernehmen. Weder vom „linken“ Ministerpräsidenten Bodo Ramelow noch von Seiten der Gedenkstätte fiel ein Wort zum Kampf der Häftlinge um ihre Freiheit. Dieses Verbrechen ist möglich, da inzwischen so gut wie keiner der Häftlinge, die die Selbstbefreiung selbst erlebten, mehr am Leben ist, um ihnen zu widersprechen. So betreiben die Regierenden weiter Geschichtsklitterung und versuchen die Selbstbefreiung und die sich daraus ergebende politische Verpflichtung zu leugnen.

In den vergangenen Jahren ist man dazu übergegangen, den Fokus auf einzelne Opfergruppen zu legen. So stand in diesem Jahr das Gedenken an die im KZ inhaftierten Sinti und Roma im Mittelpunkt. Ihnen wurde in der BRD über Jahrzehnte hinweg die Anerkennung und damit auch die ihnen zustehenden Entschädigungen verweigert. Zudem sind sie bis heute Diskriminierung und institutionellem Rassismus ausgesetzt. Vor diesem Hintergrund erscheint dieses Gedenken geradezu zynisch.

Für Empörung sorgte, dass der russische Generalkonsul auch in diesem Jahr nicht zu den Feierlichkeiten auf dem Appellplatz eingeladen wurde. Sogar der von ihm zwei Tage vor der Veranstaltung niedergelegte Kranz für die sowjetischen Opfer wurde vor der Gedenkstunde entfernt. Dabei waren die sowjetischen Häftlinge mit mehr als 15.000 Toten die bei weitem größte Opfergruppe. Doch in Zeiten, in denen Deutschland erneut Krieg gegen Russland führt, versucht man diesen Teil der Geschichte möglichst zu verdrängen.

Zudem waren auf dem gesamten Gelände der Gedenkstätte in diesem Jahr alle Fahnen, mit Ausnahme der Fahnen der Opfervereinigungen, untersagt. Auch das Zeigen des Georgsband war verboten. Genossen, die gegen diese Auflage verstießen, wurden erkennungsdienstlich erfasst. Dies geschah offensichtlich gezielt abseits der offiziellen Gedenkveranstaltung. Dieser Staat schreckt auch an einem solch wichtigen Gedenktag nicht vor Repression zurück. Wir lassen uns davon nicht einschüchtern und stehen solidarisch an der Seite der Genossen!

Denn auch heute gilt für uns Kommunisten die Verpflichtung des Schwurs von Buchenwald: „Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“ Diese Welt muss sozialistisch sein.

Gedenkstein für die ermordeten Rotarmisten

Hier die Veröffentlichung der Rede vom Innenhof des ehemaligen Krematoriums zu Ehren Ernst Thälmanns.

Liebe Freunde, Genossinnen und Genossen,

wir haben uns heute hier zusammengefunden, um gemeinsam Ernst Thälmann und den antifaschistischen Widerstandskämpfern zu gedenken.

Der Sprecher und Vorkämpfer der Arbeiterklasse Deutschlands und darüber hinaus ein weltweit geachteter kommunistischer Revolutionär wurde hier in Buchenwald 1944 von den Faschisten ermordet. 11 Jahre lang konnten die Faschisten ihn nicht brechen. An den Fronten wurde Deutschland zurückgedrängt, der Krieg konnte nicht mehr gewonnen werden. Für die Faschisten wurde es immer gewisser, dass ihnen danach die Rechnung für all ihre Verbrechen präsentiert wird. In ihrer Angst versuchten sie diejenigen zu vernichten, die ihre entschiedensten Gegner waren und in Gefangenschaft geblieben sind.

1944 diktierte Hitler dem SS-Reichsführer Heinrich Himmler in den Notizblock: „Thälmann ist zu exekutieren“. Der Befehl wurde umgehend ausgeführt.

Der wichtigste revolutionäre Führer des deutschen Proletariats, einer der bedeutendsten Revolutionäre der weltweiten kommunistischen Bewegung wurde nachts von seinem Haftort in Bautzen nach Buchenwald gebracht, dort erschossen und verbrannt.

Sein Mörder, der Leiter des Buchenwalder Exekutionskommandos und SS- Stabsscharführer Wolfgang Otto, überlebte den Krieg und lebte in der BRD, dem Zufluchtsort tausender Naziverbrecher, unbehelligt weiter.

Als die Häftlinge erfuhren, dass Thälmann ermordet wurde, organisierten sie unter den Bedingungen der Lagerhaft eine streng konspirative Versammlung, bei der sie unter Kerzenlicht im Keller Abschied nahmen.

Georgi Dimitroff sagte 1934 über den Genossen Ernst Thälmann: „Der wahre proletarische Revolutionär ist eine lebendige Verkörperung der revolutionären Theorie, die sich in untrennbarem Zusammenhang mit der revolutionären Praxis des kämpfenden Proletariats formiert. Das Musterbeispiel eines solchen proletarischen Revolutionärs ist gerade der Führer der deutschen Arbeiter, Ernst Thälmann. Er ist Blut vom Blute und Fleisch vom Fleische der deutschen Arbeiterklasse und des gesamten internationalen Proletariats.“

Ernst Thälmann widmete sein Leben dem Kampf gegen den deutschen Imperialismus, er bekämpfte mit der KPD entschieden die Aufrüstung der Weimarer Republik und organisierte als führendes Mitglied im Rotfrontkämpferbund den Kampf gegen den Faschismus.

Wo stehen wir heute?

Der deutsche Imperialismus führt heute abermals Krieg gegen Russland. Dafür rüsten die deutschen Regierungen seit 2014 wieder Faschisten in der Ukraine aus – Faschisten, die sich ganz offen mit SS-Kollaborateuren wie Stepan Bandera und ihren Verbrechen identifizieren. Die Gewalt dieser Faschisten gegen Gewerkschafter, Linke und Kommunisten ist in der Ukraine allgegenwärtig. Damals wie heute erfüllen die ukrainischen Faschisten den Zweck – auch für den deutschen Imperialismus – die Ukraine zu einem Anti-Russland aufzubauen.

Für den Krieg gegen Russland wird in Deutschland selbst die Heimatfront gestärkt. Widerspruch und Opposition werden nicht geduldet So werden aktive Kriegsgegner wie Heinrich Bücker und Bruno Mahlow durch Strafverfahren eingeschüchtert und repressiert. Dafür wurde in einer Nacht- und Nebel-Abstimmung im Bundestag sogar das Strafrecht angepasst. Neben der Repression von Kriegsgegnern stehen tägliche rassistische Hetze und Angriffe auf russische Bürger in Deutschland, die von unseren Medien gefördert werden.

Neben der Unterstützung der ukrainischen Faschisten und der Hetze gegen Kriegsgegner und Russen braucht es für den Krieg gegen Russland einen beispiellosen Kriegskredit von 100 Milliarden Euro, den, damals wie heute, selbstverständlich die Arbeiterklasse bezahlt.

Dagegen muss sich unser Kampf richten – gegen die Aufrüstung, die Normalisierung des Faschismus, gegen die antirussische Hetze und gegen die Abwälzung der Kosten dieses Krieges auf die Arbeiterklasse in Deutschland wie international.

Ehren wir Thälmann, indem wir uns sein Leben und seinen Kampf zum Vorbild nehmen! Kämpfen wir auch heute mutig gegen Imperialismus und Faschismus! Rot Front!



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